11. Januar 2013

Wein und Olivenöl

Alter Teil der Bodega Florio

[Es geht in der Chronologie ein wenig durcheinander, das Folgende ist ein Ausflug von Mendoza aus; über Mendoza selber berichten wir dieser Tage]

[Hola españoles, para vosotros es el blog anterior sobre San Luis]

Ein organisierter Ausflug
Grade zeigt mir Gabriel eine Einkaufstasche, auf der das Motto von Mendoza erscheint: Mendoza – internationale Hauptstadt des Weins. Und ihr Trottel in Bordeaux oder in der Rioja habt gedacht, ihr wärt der Nabel der Welt! :-)


Von Mendoza aus kann man organisierte Touren zu den Weingütern der Umgebung machen. Sowas mögen wir ja eigentlich nicht, aber ein Glück, dass wir uns diesmal darauf eingelassen haben. In den Orten Maipu und Godoy Cruz, jeweils keine 20 km von Mendoza entfernt, befindet sich eine große Zahl solcher Bodegas. Aber verblüffenderweise fahren wir dann mit dem kleinen Bus, der an 10 Hotels in Mendoza etwa 20 gestrandete Touris eingesammelt hat (die alle nicht wissen, was sie mit ihrem 31.12. anfangen sollen, an dem sonst alles geschlossen ist), an sehr viel industriellem Schrott vorbei. Aufgelassene Fabriken, verlassene Bodegas, alte Wein- und Olivenpflanzungen, die vernachlässigt sind … überhaupt kein netter Anblick für eine Gegend, die sich fuer die Weinhauptstadt der Welt hält. Allein in der Provinz Mendoza gibt es nämlich an die 1000 Bodegas (937, um exakt zu sein, wir haben einen sehr päzisen Reiseleiter). Ganz Argentinien hat – das weiß Wikipedia, nicht der Reiseleiter – gut 220.000 ha Weinbauflächen, mehr als doppelt so viel wie Deutschland; weltweit ist das der 5. Rang nach Italien, Frankreich, Spanien und USA (und vor Chile).


Die einzelnen Bodegas und was es so dazwischen an Gebäuden, Privathäusern oder Anbauflächen gibt, liegen sehr weit auseinander, teils an unbefestigten Feldwegen, die von der Autobahn abzweigen. Hätten wir uns nicht diesem Ausflug angeschlossen, sondern wären auf eigene Faust mit dem Bus nach Maipu gefahren (wie ich mir das ursprünglich überlegt hatte), wir wären viele Kilometer in Hitze und Staub marschiert, um irgendwo hinzugelangen.
Auf der Fahrt werden uns älteste und neueste, größte und kleinste Bodegas gezeigt, ein nicht mehr in Betrieb befindliches „Vinodukt“, das ein paar Straßen lang von der einen Installation einer Bodega zu der anderen führt, ganz junge Anbauflächen, die Hyper-Villa eines neuen Weinbarons, die demnächst mit Hotel und Casino eröffnet wird, aber auch richtig schöne Villen alter Weinbarone. Vieles gelingt uns nicht zu fotografieren, das ist der Nachteil mit dem Bus, auch die beeindruckende Kette der Anden, die wir von der Stadt aus nicht sehen, die hier aber mächtig und präsent ist – es geht von der platten Ebene auf ca. 800 m Höhe ziemlich schnell rauf auf mehr als 6000 m -, lässt sich aus dem fahrenden Bus nicht einfangen, aber der Tag ist auch diesig, es herrscht eine drückende Hitze, so dass man zwischen Wolken und Dunst und Bergen und Schneegipfeln kaum unterscheiden kann.

Die besten hiesigen Rotweine werden aus der Malbec-Traube gewonnen

Auf der Fahrt nach Maipu, aber auch schon als wir vor 3 Tagen nach Mendoza kamen, sah man auf den letzten 100 km die riesigen Weinanbauflächen. Alles brettleben und bis zum Horizont Wein. Das war schon in Chile so und ist hier genauso. Nix mit kleinen Flächen an schnuckligen Flussufern oder so … Das Land rundum ist fast Wüste, es regnet kaum, aber von den Bergen kommt Wasser runter. Das wird in große Kanalsysteme geleitet, und damit werden die Felder bewässert. Die Stadt übrigens auch. In allen Straßen von Mendoza verlaufen am beiden Seiten Bewässerungsgräben, aus denen auch die Straßenbäume ihr Wasser ziehen – ganz Mendoza ist grün, jede Straße eine schattenspendende Allee.

Bewässerungsgräben am Straßenrand in Mendoza

Unsere erste Besichtigung ist bei der Kellerei López, einer der ältesten der Gegend, die schon seit 1898 existiert und wo uns alles freundlich und umfassend gezeigt wird. 




Eiche aus Nancy


Die riesigen Eichenfässer (das größte fasst 330 Hektoliter) sind beeindruckend (alles französische Eiche!), man produziert auf Weltniveau. Zur Bodega gehören 1100 ha Anbaufläche, ich weiß nicht, ob das besonders viel ist, aber jedenfalls reicht es, um diese sehr große Kellerei proper und am Leben zu halten. Pro ha werden rund 10.000 kg Trauben produziert, und aus 2 kg werden etwa 1 Liter Wein, was nach Adam Riese eine Gesamtproduktion von 5,5 Mio. l Wein ergeben müsste.
Bei López ist alles vollautomatisch und hochmodern

Eine andere Bodega mit hyper-modernem Aussenanblick gehört den Jungs von der chilenischen „Concha y Toro“, der größten Wein“fabrik“ Chiles, aber die wiederum gehören eigentlich der spanischen „Torres“.

Unsere Mitreisenden machen genauso viele Fotos wie wir, der Unterschied ist, dass sie selber auf jedem Foto drauf sind, immer im Vordergrund, mit einem amerikanische Zahnpastareklame-Lächeln und einer Model-Haltung.


Eine weitere Bodega, die wir besichtigen, sieht ganz anders aus. Bei Florio produziert man Süßweine. Keine Eichenfässer, alles ist klinisch rein. Gesüsst wird nur mit eingedampftem Traubenmost, und hergestellt wird alles Mögliche, vom spanischen Malaga und Sherry über den italienischen Moskatell bis hin zum portugiesischen Portwein. In der neuen Welt ist man da nicht so zimperlich mit regionalen Herkunftsbezeichnungen und anderen in Europa geltenden Marktregulierungen. Doch als wir einige dieser Süßweine probieren, muss ich zugeben, dass sie gut sind. Nicht zu süß, mit feinen Aromen. Schon bei Lopez, wo die Weinprobe nur 2 Weine umfasste und nicht wirklich überzeugend war, hatten unsere Mitreisenden kistenweise eingekauft (was die venezolanische Familie wohl mit 5 Kisten Wein machen wird? Na ja, trinken vermutlich!). Hier schlagen sie wieder alle zu, das Kalkül der Touranbieter geht voll auf, alle sind zufrieden, der Reiseleiter bekommt auch ein Fläschchen geschenkt.

Echter Portwein aus Maipu

Schließlich besichtigen wir auch noch eine Ölmühle. Wikipedia berichtet, dass Argentinien als einziges Land jenseits des Mittelmeers unter den ersten 15 Olivenölproduzenten der Welt einen Platz hat, aber mit seinem 13. Rang und irgendwas um die 16.000 t Produktion fällt es gegenüber der Weltproduktion von ca. 3 Mio. t (von denen 40% auf Spanien entfallen) nicht wirklich ins Gewicht. Aber es reicht dafür, dass wir hier mit einer kleinen Flasche Olivenöl im Gepäck (neben dem Balsamico und einer Plastik-Salatschüssel!) reisen können, um überall unsere Salate zu machen.
Die Firma, die wir besuchen, ist recht klein, es werden Olivenöl und Trockenfrüchte hergestellt. Der Firmenname ist PASRAI, sehr originell, man hat das spanische und das englische Wort für Rosinen kombiniert: pasas bzw. raisins ...

Traditionelle Mühlsteine zermahlen die Oliven inkl. Steine zu einer Paste


Die Ölmühle ist nett, mit einem Mühlenmechanismus, der mit großen Granitsteinen sehr an jene erinnert, die man aus entsprechenden Museen in Griechenland oder Spanien kennt. Auch der Pressvorgang erinnert sehr an die traditionellen Verfahren. Zwar sind es nicht mehr Korbringe, in die die gemahlene Matsche gefüllt wird, sondern eine Art Metall-Korb, aber dann kommen genau wie früher viele solche Körbe mit Loch in der Mitte aufeinander, auf einen Stab gespießt, und von oben wird dann gepresst. 7-8 Mann sind an dem Prozess beteiligt, der ca. 4 Stunden dauert. Aber stolz zeigt man uns auch eine neue italienische Maschine, die das Ganze in einer halben Stunde und mit nur einer Arbeitskraft bewältigt. So viel zu den Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft …
Metallene Korbringe (rechts), die voller Olivenpaste auf den Stab des Presswagens aufgespießt werden


Wir bekommen verschiedene Öle zum Probieren vorgesetzt, aber auch sehr leckere Olivenpaste und eine Paste aus getrockneten Tomaten. Hier kaufen auch wir etwas ein und fahren dann, leicht angetrunken, zurück in die Stadt, um den Rest des Sylvestertages zu verschlafen.



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